




Die Biodiversität befindet sich in der Krise. Aber man kann etwas dagegen tun und viele wollen auch dabei helfen. Eine Möglichkeit ist die Anlage von Blumenwiesen zur Förderung der Artenvielfalt und als Nahrungsquelle für Insekten, sowohl auf öffentlichen Grünflächen, in Privatgärten als auch vor allem in der Agrarlandschaft. Damit das funktioniert, muss allerdings geeignetes Saatgut vorhanden sein – qualitativ hochwertige Saatgutmischungen von Wildpflanzen aus gebietsheimischer Herkunft.
Das Naturschutzsyndikat SICONA hat in Zusammenarbeit mit dem Nationalmuseum für Naturgeschichte ein Projekt ins Leben gerufen, um eine Produktion von heimischem Wildpflanzen-Saatgut aufzubauen und somit die steigende Nachfrage zu bedienen. Seit dem Sommer 2018 werden im Rahmen dieses Projekts inzwischen über 60 heimische Kräuterarten, vorwiegend typische Grünlandarten – wie die Wiesen-Margerite oder der Wiesen-Salbei – auf einigen landwirtschaftlichen Betrieben angebaut. Das mittelfristige Ziel besteht darin, Saatgut von mehr als 100 heimischen Pflanzenarten zu produzieren, um damit unterschiedliche Samenmischungen herstellen zu können. Finanziert wird das Projekt vom Ministerium für Umwelt, Klima und nachhaltige Entwicklung unter der Koordination des Naturschutzsyndikats SICONA.
Die natürliche Vegetation ist an die Standortbedingungen, das Klima und die Artengemeinschaft ihres Lebensraumes angepasst, das Zusammenleben der Arten aufeinander eingespielt. Einkreuzungen mit Pflanzen derselben Art, die aus einem weiter entfernten Gebiet stammen und gegebenenfalls an andere Standortbedingungen angepasst sind, können die Entwicklung der bereits vorhandenen natürlichen Populationen negativ beeinträchtigen und zu Artenverlusten führen. Manche handelsüblichen Blumenmischungen enthalten auch Arten, die nicht bei uns vorkommen – was zu Problemen führen kann, wenn sie verwildern. Bei der Anlage von Blumenwiesen im Siedlungsbereich und umso mehr in der freien Landschaft ist es daher wichtig, heimisches Saatgut zu verwenden, das aus zertifizierter regionaler Produktion stammt.
Alles beginnt mit dem Sammeln von Wildpflanzensamen in ausgesuchten Wildvorkommen in den unterschiedlichen Naturräumen Luxemburgs – eine aufwendige Arbeit, die größtenteils von Botanikern der Biologischen Stationen in den Naturschutz- und Naturparksyndikaten übernommen wird. Nach der Reinigung werden die gesammelten Samen zur Aufzucht an Gärtnereien gegeben. Luxemburger Saatgutproduzenten bauen die Jungpflanzen dann auf ihren Feldern für die Samenproduktion an.
Ein wichtiger Aspekt bei der Saatgutproduktion ist der biologische Anbau. Um die ein- bis mehrjährigen, dreireihig-gepflanzten Kulturen möglichst effizient zu bewirtschaften, werden im Rahmen des Projekts Maschinen bereitgestellt. Dazu zählen u. a. eine Pflanzmaschine, Hack-Maschinen zur biologischen Beikrautregulierung sowie angepasste Erntemaschinen.
Nach der Ernte wird das Saatgut getrocknet und grob gedroschen, bevor es dann an die Firma Rieger-Hofmann GmbH weitergeleitet wird. Rieger-Hofmann vergütet das erhaltene Saatgut, übernimmt dessen Reinigung und anschließend das Zusammenstellen der luxemburgischen Saatgutmischungen. Die Mischungen werden speziell für Luxemburg hergestellt, die Arten werden von SICONA und dem Nationalmuseum für Naturgeschichte ausgewählt. Es wird einige Jahre dauern bis sämtliche Samen aller darin enthaltenen Wildkräuter und Wildgräser aus Luxemburg stammen. Bestellen kann man die Mischungen direkt online auf der Webseite von Rieger-Hofmann oder für den Privatgebrauch auch an zahlreichen Verkaufsstellen in Luxemburg.
Der Mehrwert bei diesem Projekt liegt nicht nur in der Erzeugung von autochthonem Saatgut, der Anbau an sich kann sich für die Produzenten durchaus rentabel gestalten. Zudem entstehen wertvolle Vernetzungen unter den am Projekt beteiligten Landwirten und Institutionen – alle ziehen an einem Strang für den Erhalt der biologischen Vielfalt.
Eine Zertifizierung ist für viele Produkte ein wichtiges Instrument, um Qualität für die Kunden zu sichern. Im Bereich von Wildsamen- und Wildpflanzenproduktion sowie deren Handel soll die Zertifizierung nach „Wëllplanzesom Lëtzebuerg“ dazu beitragen, die Saatgutmischungen für den Kunden transparent und vertrauenswürdig auf den Markt zu bringen. Dem Naturschutzsyndikat SICONA ist es im Jahr 2021 gelungen, ein Regelwerk mit 62 Kriterien mit anspruchsvollen Qualitätsstandards zu verabschieden. Seit 2022 werden Betriebe, die nach diesen Vorgaben Wildpflanzensaatgut produzieren, kontrolliert. Dabei wird der gesamte Anbauprozess nach den Kriterien des Regelwerks „Wëllplanzesom Lëtzebuerg“ von einer unabhängigen, staatlich anerkannten Kontrollstelle kontrolliert. Nach einer bestandenen Kontrolle sowie einer erfolgreichen Überprüfung durch die Zertifizierungskommission werden die Saatgutproduzenten, Aufzuchtbetriebe und der Inverkehrbringer mit dem Qualitätssiegel und Zertifikat „Wëllplanzesom Lëtzebuerg“ ausgezeichnet.
Dieses Qualitätssiegel bestätigt transparent die regionale Herkunftsqualität für das angebaute Wildpflanzensaatgut. Das „Wëllplanzesom Lëtzebuerg“-zertifizierte Saatgut und die überprüften Betriebe sind an diesem Qualitätssiegel zu erkennen.
Für die Vergabe des „Wëllplanzesom-Lëtzebuerg“-Zertifikates sind zahlreiche Vorgaben dieser Teilbereiche festgehalten: Sammlung und Nachbau von Saatgut, Artansprache, Qualitätsvorgaben, Dokumentation, Inverkehrbringen, Meldepflichten, Bedingungen für die Verwendung des Siegels, Zertifizierung, Zertifizierungskommission und Kontrollen.
Für Luxemburg wurden spezielle Saatgutmischungen entwickelt, deren Artenzusammensetzungen sich an den natürlichen Verbreitungsgebieten der Wildpflanzen orientieren. Die verschiedenen LUX-Mischungen werden vom Naturschutzsyndikat SICONA, dem Nationalmuseum für Naturgeschichte und der Firma Rieger-Hofmann entsprechend der wachsenden Nachfrage zusammengestellt. Sie unterscheiden sich neben der Artenzusammensetzung auch in den Anwendungsbereichen vor allem durch eine unterschiedliche Lebensdauer der Flächen, der späteren Nutzung sowie Pflege.
Alle Mischungen enthalten zertifiziertes Saatgut, das regional der Zertifizierung nach „Wëllplanzesom Lëtzebuerg“ folgend produziert wurde. Arten, die derzeit noch nicht oder nur in unzureichenden Mengen in Luxemburg erzeugt werden, werden zwischenzeitlich noch aus zugelassenen angrenzenden Herkunftsgebieten Deutschlands ergänzt. Diese stammen ebenfalls aus einem zertifizierten Anbau und sind nach dem Qualitätssiegel „VWW-Regiosaaten“ zertifiziert. Es wird einige Jahre dauern, bis sämtliche Samen aller darin enthaltenen Wildkräuter und Wildgräser aus Luxemburg stammen.
Derzeit werden die folgenden LUX-Mischungen für den Siedlungsbereich angeboten:
LUX-Bunter Saum und Schmetterlingspflanzen (100 % Blumen)
– Artenzusammensetzung
– Ansaat- & Pflegeanleitung
LUX-Blumenwiese (50 % Blumen, 50 % Gräser)
– Artenzusammensetzung
– Ansaat- & Pflegeanleitung
LUX-Schotterrasen (50 % Blumen, 50 % Gräser)
– Artenzusammensetzung
– Ansaat- & Pflegeanleitung
LUX-Sondermischungen: Für spezielle Projekte oder Standortbedingungen können auch Sondermischungen ab einer Mindestbestellmenge von fünf Kilogramm angefragt werden. Diese werden nach einer eingehenden Beratung durch SICONA bei der Firma Rieger-Hofmann mit dem zertifizierten Saatgut angemischt. Anfragen dazu bitte an richten.
Bestellen kann man die Mischungen direkt online auf der Webseite von Rieger-Hofmann oder für den Privatgebrauch auch an zahlreichen Verkaufsstellen in Luxemburg:
(Stand: 01.01.2023)
Welche Arten werden wo angebaut?
Hier finden Sie die Betriebe, die im Projekt „Wëllplanzesom Lëtzebuerg“ mitmachen und gebietseigenes zertifiziertes Wildpflanzen-Saatgut auf ihren Feldern produzieren. (Stand: Herbst 2022)
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