Umsetzung des Artenschutzplans Steinkauz
Die Umsetzung des Artenschutzprojekts Steinkauz gehörte zu den ersten großen Projekten der Biologischen Station SICONA. Im Jahr 1999 wurde eine systematische Erhebung der Steinkauzreviere in 13 Gemeinden des SICONA Sud-Ouest durchgeführt. Der Schrecken war groß, als herausgefunden wurde, dass nur noch 4 Steinkauzbruten im südwestlichen Gutland vorhanden waren: davon 3 in der Gemeinde Kehlen und 1 in der Gemeinde Reckange/Mess. Nach der Gründung des SICONA Centre im Jahr 2000 wurde die Kartierung nach Norden ausgedehnt und noch zusätzlich Nachbargemeinden des SICONA Sud-Ouest bearbeitet. Dabei wurden 2 weitere Reviere gefunden: eines in Bissen und eines in Koerich. Ein Jahr später konnte noch ein Vorkommen in der Gemeinden Beckerich entdeckt werden. Dieser kleine Restbestand war der Ausgangspunkt für das Schutzprojekt, das seit 2000 konsequent umgesetzt wird.
Seit mehr als 10 Jahren werden alle Steinkauzreviere überwacht, die Präsenz der Tiere überprüft und die Bruten beringt. Die von der Biologischen Station gesammelten Daten ermöglichen Rückschlüsse auf die Entwicklung der Population, das Abwandern oder die Ausbreitung von Tieren, das Aussterben oder den Aufbau von lokalen Populationen. Dabei konnten interessante Dinge festgestellt werden. Etwa dass die Männchen sich in der Nähe ihrer Heimatreviere ansiedeln, während die Weibchen meist weit abwandern (eine Meldung erfolgte sogar von der Marne). Mit dieser Strategie verhindern die Tiere, dass es zur Inzucht kommt.
Parallel zur Überwachung der Population wurden Schutzmaßnahmen umgesetzt. Dies war an erster Stelle das Anbringen von speziellen Brutkästen für den Steinkauz. Wichtig dabei ist ein guter Marderschutz, da Steinkauzbruten durch die Prädation von Steinmardern sehr gefährdet sind. Hier wurden in den letzten 10 Jahren mehrere Systeme ausgetüftelt und ausprobiert. Bei den neuen Modellen funktioniert der Marderschutz sehr gut und die Verluste durch Prädation haben sich verringert. Wichtig ist daneben, dass die Steinkauzröhren an geeigneten Stellen angebracht werden. Auch hier mussten viele Erfahrungen gesammelt werden, um sicher zu gehen, dass das Revier für den Steinkauz attraktiv ist und gern angenommen wird und gleichzeitig nicht zu viele Gefahren drohen (etwa durch Autoverkehr). Immer wieder wurden Röhren an weniger geeigneten Standorten abgehängt und an neuen angebracht, bis sie optimal verteilt waren. Neue Gemeinden wurden für die Beteiligung am Projekt motiviert. Heute hängen etwa 450 Spezialniströhren in den SICONA Mitgliedsgemeinden..
Trotz der Schutzmaßnahmen und der Überwachung der Population mit Entschärfung von Gefahrenstellen (beispielsweise wurde in Nospelt ein Kamin gesichert in den zweimal ein junger Steinkauz hineingefallen war), erhöhte sich die Population in den ersten Jahren des Schutzprojekts kaum. Die Bruten schwankten bis zum Jahr 2007 immer zwischen 5 und 7. Dass dies dennoch ein Erfolg war, zeigt der Blick auf den Rest des Landes. Während sich im Westen der Bestand zumindest hielt, nahm er in den anderen Regionen beständig ab, so dass heute die Populationen im Westen die letzten gesicherten Vorkommen in Luxemburg sind. Im Jahr 2008 gelang erstmals ein Sprung auf über 10 Bruten (siehe Grafik). Nach einem Rückschlag im Jahr 2009, der auf eine schlechte Nahrungsgrundlage (wenig Mäuse) und eine sehr starke Marderprädation zurückzuführen ist, hat sich der Bestand in den letzten Jahren weiter erholt. Seit 2008 hat sich die Anzahl der Steinkauzbruten in den SICONA-Gemeinden vervierfacht.
Das im Jahr 2024 gestartete und vom Umweltministerium geförderte Projekt zur Neuanlage und Wiederherstellung von Strukturelementen soll in Steinkauz-Lebensräumen das Brutplatzangebot steigern. Dies erfolgt durch entsprechende Pflege und Anlage von Streuobstwiesen, Hecken und anderer Strukturelemente. Durch die Anlage von Zäunen soll außerdem eine extensive Weidewirtschaft in den Steinkauzrevieren gefördert werden. SICONA arbeitet auf das langfristige Ziel von 100 bis 200 Steinkauzpaaren in den SICONA-Gemeinden hin.
Erfolge und Rückschläge
Das Steinkauzschutzprojekt, das 2000 gestartet wurde, begann unter sehr schwierigen Bedingungen: der Bestand war auf 6 Vorkommen in den untersuchten Gemeinden zusammengebrochen. Der Bestand erholte sich nur sehr langsam und 2012 brüteten erstmals wieder 27 Steinkauzpaare in unserer Region. Damals konnte sogar die Rekordzahl von 100 Jungkäuzen beringt werden!
Der schneereiche Winter 2012/2013 hat wiederum zu einer starken Verschlechterung der Nahrungsverfügbarkeit für den Steinkauz und somit zu einem Rückgang des Bestandes geführt. 2016 brüteten nur noch 16 Paare in unserer Region. Danach erholten sich die Bestände und 2021 wurden erstmals wieder 27 Bruten in der SICONA Region festgestellt. Auch lag die Zahl der beringten Jungvögel mit 86 deutlich über den Zahlen der Jahre 2013 bis 2020.
2022 ging die Anzahl der Bruten leider um knapp 20 % zurück, v.a. aber wird die Anzahl der ausgeflogenen Jungvögel nur etwa 57 % des Niveaus vom Vorjahr erreichen.
2023 blieb die Anzahl der Bruten auf Vorjahresniveau bei 30 bis 40 Brutpaaren. Außerdem konnten 66 Jungvögel beringt werden – eine positive Entwicklung.
2024 bleibt dem positiven Trend der letzten Jahre treu. Hervorzuheben sind zwei neue Reviere in der Gemeinde Bettembourg und ein neues in der Gemeinde Mondercange. Nach der letztjährigen Revierbesetzung in Roeser ist somit eine südliche Ausdehnung erkennbar. Mit insgesamt 26 Bruten und 68 Jungtieren ist die Anzahl der Brutpaare höher, der Bruterfolg pro Brutpaar jedoch leicht rückgängig.
Ursachen des Rückgangs
Bestandsschwankungen sind in der Natur nichts Ungewöhnliches. In manchen Jahren sind z. B. wenig Mäuse in der Landschaft, entsprechend gering ist dann oft der Bruterfolg von Eulen. Allerdings werden diese natürlichen Faktoren in den SICONA-Gemeinden nachweislich von menschengemachten Aktivitäten überlagert: In zwei Fällen wurden besetzte Brutröhren zerstört und in anderen Revieren wurden bisherige Viehweiden aufgegeben oder stark unterbeweidet. Der Steinkauz benötigt jedoch eine niedrige Vegetation, um seine Beute zu erspähen und um genügend Futter für seinen Nachwuchs zu erbeuten. Eine extensive Weideviehhaltung und Kleinstrukturen, wie Steinhaufen, sind für die Nahrungsuche des Steinkauzes förderlich.
Ein weiterer Faktor, der 2023 besonders auffiel, war die hohe Zahl an Eiern, aus denen kein Jungvogel geschlüpft ist, wobei die Ursache unklar ist. 2024 war es dann das regenreiche Frühjahr. Die Bewirtschaftung der Mähwiesen und -weiden war zeitlich verzögert, sodass die Vegetation in den Revieren über eine längere Zeit zu hochwüchsig war und dadurch die Jagdbedingungen schlecht waren. Zudem sorgte das dauerfeuchte Gefieder zu krankheitsbedingten Verlusten von Jungtieren.
Das Artenschutzprojekt Steinkauz zeigt, dass der Erhalt des Steinkauzes von vielen Faktoren abhängig ist. Einsatz, Ausdauer und Geduld sind gefragt. Wir engagieren uns weiter für den Schutz des Steinkauzes in unserer Region und freuen uns jedes Mal, wenn wir an einer neuen Stelle seine charakteristischen Guugh-Rufe hören.
Bruten 2024
SICONA Centre gesamt : 13 Bruten – SICONA Sud-Ouest gesamt: 13 Bruten
Die Gesamtpopulation ist trotz der positiven Entwicklung der letzten Jahre weiterhin auf einem ungünstigen Niveau. Die durchschnittliche Reproduktionsrate der letzten vier Jahre von 2,6 Jungtiere/Brut liegt knapp über der Mindestreproduktionsrate, die für einen langfristigen Erhalt der Art erforderlich ist. Weitere Schutzbemühungen sind also notwendig und stehen in den nächsten Jahren auf dem Arbeitsprogramm von SICONA.