Schutz der Stillgewässer

Stehende Kleingewässer bieten weit über 1.000 Tierarten und über 200 Pflanzenarten einen Lebensraum. Viele dieser auf Kleingewässer angewiesenen Arten sind in ihrem Bestand gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht, weshalb solchen Gewässern eine besondere Bedeutung für den Artenschutz zukommt.

Stillgewässer sind bedeutende Lebensräume

Beispiele einiger besonders gefährdeter Tier- und Pflanzenarten, die auf Kleingewässer angewiesen sind:

Laubfrosch (Hyla arborea) : Der Laubfrosch ist eine der seltensten Amphibienarten in Luxemburg.

Schild-Ehrenpreis (Veronica scutellata): Der für nährstoffärmere Flutmulden und wechselnasse Ufer typische stark gefährdete Schild-Ehrenpreis.

Einfacher Igelkolben (Sparganium emersum): Der als stark gefährdet eingestufte Einfache Igelkolben bildet auf nährstoffärmeren Böden oft größere Bestände.

Schmalblättriger Rohrkolben (Typha angustifolia) : Der Schmalblättrige Rohrkolben ist als stark gefährdet eingestuft.

Im letzten Jahrhundert wurden immer mehr Stillgewässer verfüllt oder sie sind auf natürliche Weise verlandet. So verloren viele Amphibien, Libellen und andere Tiergruppen, die auf die Wasserflächen angewiesen sind, große Teile ihrer Lebensräume. Ihr Bestand ist stark zurückgegangen, weshalb einige von ihnen heute stark gefährdet sind.

Seit über 30 Jahren kümmert sich das Naturschutzsyndikat SICONA um den Zustand der Stillgewässer in seinen Mitgliedsgemeinden. Die in diesem Zusammenhang von SICONA renaturierten oder neu angelegten Stillgewässer belaufen sich mit mehr als 500 auf eine beeindruckende Anzahl! Prioritäres Ziel dieser Maßnahmen ist der Schutz der gefährdeten Amphibienarten. So konnte beispielsweise der Bestand des zuvor landesweit stark zurückgegangenen Kammmolchs durch die Schaffung neuer Lebensräume stabilisiert werden. Dadurch gilt die Art heute erfreulicherweise wieder als ungefährdet.

Doch nicht nur Amphibien profitieren von der Anlage von Stillgewässern. Auch andere an Gewässer gebundene Tier- und Pflanzenarten besiedeln die neu angelegten Kleingewässer rasch. Bei Geländebegehungen fällt immer wieder auf, dass sich an und in den SICONA-Kleingewässern unter anderem auch stark gefährdete und seltene Pflanzenarten etablieren. Diese wurden dort nicht gepflanzt, sondern überwiegend durch Wasservögel oder andere natürliche Ausbreitungswege verbreitet.

Hier wird ein neuer Weiher angelegt.

Neu angelegter Weiher.

Weiher nach wenigen Jahren zeigt die typische Vegetation.

Wiederansiedlung von Amphibien

Um dem Anfang der 1990er Jahren in Luxemburg nahezu ausgestorbenen Laubfrosch wieder ein neues Zuhause zu gegeben, wurde er 2011 in einem aufwendigen Projekt wieder angesiedelt. Dabei diente Laich aus Populationen in Belgien als Basis für die Aufzucht von Jungfröschen, die in den Gewässern des SICONA ausgesetzt wurden. Um die Populationsentwicklung zu dokumentieren, wird jedes Jahr ein Monitoring rufender Männchen durchgeführt. Die Wiederansiedlung war ein voller Erfolg! Mittlerweile hat sich eine stabile Population etabliert, die sich Jahr für Jahr weiter ausbreitet. Lesen Sie mehr dazu im SICONA Info auf Seite 4.

Durch die Neuanlage der Kleingewässer ist es gelungen, die Ausbreitung des Kammmolchs zu ermöglichen. Wie es dem Kammmolch derzeit geht, erfahren Sie bei der Société des naturalistes luxembourgeois.

Da die natürliche (Neu-)Besiedlung von Stillgewässern durch den Kammmolch nicht immer gelingt, wurde auch diese Art an einigen Gewässern durch SICONA wieder angesiedelt. Dabei wurden Larven mit Hilfe von Reusenfallen gefangen und den Spendergewässern entnommen. Die Larven wurden dann in den neuen Gewässern freigelassen.

Auch unsere Wiederansiedlung der Gelbbauchunke ist erfolgreich! Lesen Sie mehr dazu in einem Artikel in der Naturschutz und Landschaftsplanung.

Um die Entwicklung des Kammmolchs und weiterer Amphibienarten zu dokumentieren, wird jedes Jahr ein systematisches Monitoring von der wissenschaftlichen Abteilung durchgeführt. Dabei werden über Nacht spezielle Reusenfallen, wie hier im Bild, in die Gewässer gelegt. Am folgenden Tag werden die darin gefangenen Tiere bestimmt und wieder ins Gewässer entlassen.

Vegetation der Stillgewässer

Um die Vegetation in und um die SICONA-Kleingewässer zu dokumentieren, wird seit 2019 eine systematische floristische Erfassung aller von SICONA angelegten und betreuten Stillgewässer durchgeführt. Dafür wird jedes Gewässer nach einer standardisierten Methode kartiert und dessen Unterwasser-, Schwimmblatt- und Ufervegetation erfasst. Dabei wird auch die Häufigkeit der einzelnen Arten geschätzt. Der Zustand der Gewässer wird außerdem fotografisch dokumentiert. Das Gesamtprojekt soll nach Abschluss einen Überblick über die Vegetation der Stillgewässer in den Mitgliedsgemeinden des SICONA geben. Ziel der umfassenden Untersuchungen ist es, die Bestandsentwicklung seltener und gefährdeter Pflanzenarten zu verfolgen, aber auch problematische Entwicklungen (Ausbreitung von Neophyten und Breitblättrigem Rohrkolben, Verlandung, Verbuschung etc.) zu erkennen, um diesen durch eine angepasste Gewässerpflege entgegenwirken zu können.

Um auch die Wasserpflanzen zu erfassen und damit eine möglichst vollständige Artenliste vom jeweiligen Gewässer zu erhalten, erfolgen Begehungen der Stillgewässer mit einer Wathose.  Dabei wird auch mit einem Rechen nach Wasserpflanzen gesucht.

Beispiele typischer Pflanzenarten, die an Ufern von Stillgewässern vorkommen:

Die relativ häufige und weit verbreitete Sumpf-Schafgarbe (Achillea ptarmica).

Offene Wasserfläche mit der untergetaucht wachsenden Gemeinen Armleuchteralge (Chara vulgaris), den großen Schwimmblättern des Schwimmenden Laichkrauts (Potamogeton natans) und den kleinen, sternförmigen Schwimmblättern des Wassersterns (Callitriche sp.).

Der Gewöhnliche Froschlöffel (Alisma plantago-aquatica) ist erfreulicherweise an vielen unserer Gewässer anzutreffen.

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