Wer sich für den Steinkauz erfolgreich einsetzen will, muss die Lebensweise und die speziellen Bedürfnisse der Art berücksichtigen. Das Anbringen von speziellen Brutröhren, die gegen Marder gesichtert sind, spielt eine zentrale Rolle.
Wie kann ich ein Steinkauzschutzprojekt erfolgreich umsetzen?
Für Naturschutzgruppen oder -organisationen, die sich mit dem Steinkauzschutz beschäftigen, stellt sich die Frage, welches die wichtigsten Eckpunkte für ein erfolgreiches Schutzkonzept sind. Aus unserer fast 20jährigen Erfahrung wollen wir deshalb hier ein paar Tipps geben, wie ein Steinkauzprojekt gelingen kann.
Man muss sich die Lebensweise des Steinkauzes in Erinnerung rufen, um die wesentlichen Punkte herauszuarbeiten. Zunächst ist der Steinkauz ursprünglich ein Halbwüsten und Steppenbewohner. Er braucht sehr offene Landschaften und mag keine Kessel oder eng mit Gehölzen bewachsene Fluren. Außerdem meidet er die Nähe von größeren Wäldern. Steinkäuze sind standorttreu und halten sich im Sommer, wie im Winter in demselben Revier auf. Deshalb muss dort das ganze Jahr über Nahrung verfügbar sein, um eine Steinkauzfamilie über die Runden zu bringen.
Ein weiterer wesentlicher Faktor ist der starke Druck durch Prädatoren (Beutegreifer), dem der Steinkauz ausgesetzt ist. Vor allem der Steinmarder, aber auch anderen Arten wie die Hauskatze und der Waschbär, stellen dem Steinkauz nach. Der Prädationsdruck ist oft in direkter Ortsnähe besonders groß und Marder können dann selbst in gesicherten Röhren die Nahrungsdepots des Steinkauzes ausräumen, was im Falle von Nahrungsengpässen für die Steinkauzbrut fatal sein kann.
Steinkauzbrutrohre als Nisthilfen
Da der Steinkauz seine alten Bruträume (Baumhöhlen in Obstbäumen und Kopfweiden, Nischen an Schuppen, Ställen und Scheunen) an vielen Stellen verloren hat, spielt das Anbringen von Brutröhren an geeigneten Stellen eine zentrale Rolle. Dabei sollte man jedoch die alten Brutplätze nicht zu sehr im Fokus haben. Oft haben sich nicht nur die Besiedelung, sondern auch die landwirtschaftliche Nutzung sehr verändert, so dass diese Stellen heute gar nicht mehr geeignet sind. Die neuen Standorte für die Brutröhren müssen also ganz unvoreingenommen ausgesucht werden.
Die Brutröhren müssen unbedingt eine Mardersicherung haben, da die Bruten sonst sehr stark durch Prädatoren gefährdet sind. Im Gegensatz zu kleineren Vogelarten benötigen Steinkäuze Höhlen mit grossem Einflugloch (mindestens 65 mm) und diese sind auch für den Steinmarder passierbar. Somit sind nicht nur Gelege und Jungvögel des Steinkauzes gefährdet sondern auch die brütenden Weibchen.
Die wichtigsten Punkte für die Auswahl der Brutröhrenstandorte sind folgende:
- An den Prädationsdruck durch Steinmarder und andere Beutegreifer denken: Dieser ist im Bereich der Ortschaften besonders hoch. In der offenen Landschaft werden lineare Strukturen, wie Heckenreihen, regelmäßig von jagenden Sperbern abgeflogen. Sie sind also ebenfalls ungünstig.
- Die Röhren sollten nicht in der Nähe von Wäldern (insbesondere Wäldern mit Waldkauzvorkommen), in engen Tälern, in Landschaften mit hoher Dichten an (Baum)Hecken, in reinen Acker- und Intensivgrünlandfluren und in der Nähe von Straßen und Bahnlinien aufgehängt werden. Grundsätzlich schlagen wir einen Mindestabstand von 100 m zu Wäldern, hohen Hecken und Straßen vor, bei vielbefahrenen Straßen sind mehrere hundert Meter Abstand notwendig.
- Die Röhren können an Bäume, aber auch an Gebäude (z.B. Schuppen) in der offenen Landschaft angebracht werden. Notfalls ist sogar eine Anbringung auf einem speziell aufgerichteten Pfosten von mindestens 3 m Höhe möglich. Auch wenn dies nicht optimal ist, so ist es dennoch besser als eine Röhre in einem schlechten Nahrungsrevier aufzuhängen.
- In allen Fällen, besonders aber an Niströhren die auf einem Pfosten montiert sind, an die nicht flüggen Jungkäuze denken, die nach dem Ausfliegen unbedingt Deckung brauchen, da sie sonst Bodensäugern zum Opfer fallen. Hier hilft ein Steinhaufen oder Holzhaufen aber auch eine zusätzliche am Boden liegende Niströhre.
- Steinkauzreviere in Luxemburg umfassen 20 bis 50 ha, wobei 30 ha oft eine Untergrenze darstellen. Im zentralen Bereich sollten mindestens 5 ha, möglichst jedoch 10 ha extensive Weideflächen vorhanden sein. Das bedeutet, dass dieses Grünland über die gesamte Vegetationsperiode beweidet und nicht oder nur mäßig gedüngt wird. Optimal sind kurzrasige Flächen mit vielen kleinen Flecken mit hohem Gras, wie sie früher in allen Viehweiden typisch waren. Die heutige „Weidepflege“ ist demnach für den Steinkauz sehr ungünstig. Sind nur wenige Weideflächen vorhanden, können auch unbefestigte oder geschotterte Feldwege eine zusätzliche Jagdfläche darstellen, vorausgesetzt es findet nur sehr wenig und ein langsamer Verkehr auf diesen Wegen statt.
Wenn Sie diese Ratschläge beachten, stehen die Chancen nicht schlecht, dass Steinkäuze auf der Suche nach einem Brutrevier ihre Röhren annehmen und erfolgreiche Bruten aufziehen werden. Allerdings zeigt die Erfahrung unseres Schutzprojekts, dass Einsatz, Ausdauer und Geduld gefragt sind und dennoch immer wieder Rückschläge in Kauf genommen werden müssen (z.B. bei schlechten Witterungsverhältnissen in der Brutzeit oder nach dem Zusammenbruch von Mäusepopulationen).
Unsere bisherigen Beringsergebnisse machen aber auch deutlich, dass selbst unser Bearbeitungsgebiet von etwa 900 km2 für den dauerhaften Schutz des Steinkauzes zu klein ist. Wir sind für die Neuansiedelung von weiblichen Tieren auf Zuzug aus anderen Regionen angewiesen, während sich viele unserer jungen Weibchen außerhalb unserer Region ansiedeln.
Der Steinkauz ist für sein Überleben auf Hilfe angewiesen. Nur wenn also an vielen Stellen größere und kleinere Naturschutzgruppen sich für seinen Schutz einsetzen wird er eine Chance haben. Gutes Gelingen!