Wiesenrenaturierung – Was, wie, wo, warum?

Extensiv genutztes Grünland weist eine große Artenvielfalt auf und muss im Sinne der Biodiversität erhalten bleiben. Artenreiche Wiesen und Weiden werden allerdings immer seltener. Mehr als die Hälfte (55 %) der Pflanzenarten des Grünlands sind gefährdet, was 26 % aller bedrohten Pflanzenarten Luxemburgs entspricht. Um degradierte ehemalige Magerwiesen – vor allem die Mageren Flachlandmähwiesen – wiederherzustellen, stehen unterschiedliche Methoden zur Verfügung.

Beispiele typischer und immer seltener werdenden Pflanzenarten des Grünlandes:

Zielart Knautia arvensis, Acker-Witwenblume
Zielart Leucanthemum vulgare, Wiesen-Margerite
Zielart Salvia pratensis, Wiesen-Salbei
Blühaspekt einer Mageren Flachlandmähwiese mit Echtem Labkraut und Wiesen-Flockenblum

Was & warum?

Gründe für den Rückgang sind vor allem der zunehmende landwirtschaftliche Strukturwandel, aber auch die steigende Zersiedelung und Verbauung. Durch zunehmende mineralische Düngung sowie mehrmalige und frühere Nutzungstermine werden typische Pflanzen des Grünlandes von einigen wenigen konkurrenzkräftigeren Arten (vor allem hochwüchsige Gräser) verdrängt, was zu einer starken Artenverarmung führt.

In Luxemburg gibt es rund 72.500 ha Grünland und nur 4 % (2.900 ha) sind als Magere Flachlandmähwiesen (FFH-Lebensraumtyp 6510) eingestuft. Dieser Lebensraumtyp ist EU-weit geschützt und Luxemburg trägt somit neben der nationalen auch eine internationale Verantwortung, diesen Lebensraum zu schützen und zu erhalten.

Seit fast 20 Jahren führt SICONA Renaturierungsmaßnahmen im Grünland durch, dessen Arteninventar zuvor durch Aufdüngung oder sonstige für die Artenvielfalt unangepasste Nutzungsweisen verarmt ist. Nach den Vorgaben des Umweltministeriums – dem Nationalen Naturschutzplan PNPN 3 sowie der nationalen Grünland-Strategie – sollen landesweit langfristig 6.000 Hektar degradierte magere Mähwiesen wiederhergestellt und zu Mageren Flachlandmähwiesen entwickelt werden. Eine extensive Nutzung der renaturierten Wiesen und Weiden (Verzicht auf mineralischen Dünger und Pestizide, erster Schnittzeitpunkt ab dem 15. Juni oder niedriger Viehbesatz) helfen bei der Entwicklung arten- und kräuterreichen Grünlandes mit hoher Futterqualität.

Wie & wo?

Generell gilt: Bei artenverarmten Wiesen müssen gezielt typische Pflanzenarten wieder eingebracht werden, da sie von selbst kaum mehr einwandern. Die meisten Grünlandarten bilden nämlich nur eine sehr kurzlebige Samenbank im Boden aus und besitzen zudem ein eingeschränktes Ausbreitungspotenzial. Hinzu kommt, dass die artenreichen Wiesen und Weiden in unserer Landschaft zunehmend isoliert voneinander liegen und die natürlichen Ausbreitungswege für die Samen nicht mehr gegeben sind.

Um diese Arten – darunter zahlreiche sogenannte Magerkeitszeiger – wieder einzubringen, greift SICONA auf zwei bewährte Verfahren zurück: Zum einen die Mahdgutübertragung und zum anderen die Aussaat von einheimischem standortangepassten Samenmaterial, das zuvor mittels einem „Seedharvester“ geerntet wurde. Sowohl das Mahdgut als auch die Samen werden auf noch gut erhaltenen artenreichen, alten Wiesen aus der Umgebung gewonnen – den Spenderflächen. Beide Verfahren verlangen an erster Stelle eine Bodenbearbeitung der Renaturierungsfläche, bei der die Grasnarbe oberflächlich geöffnet wird. Auf dieses Saatbett wird dann im Sommer frisches Mahdgut oder im Frühling oder Herbst das geerntete Saatgut von den Spenderflächen ausgebracht werden. Nach der Keimung der Samen, können sich die Pflanzen etablieren und sich über die Jahre in der gesamten Fläche ausbreiten. Durch ein wissenschaftliches Monitoring wird die Entwicklung der Empfängerflächen zur Erfolgskontrolle begleitet.

Seit Kurzem steht uns auch eine eigens entwickelte Saatgutmischung mit zertifiziertem autochthonem Wildpflanzensaatgut (LUX-Glatthaferwiese) zur Verfügung, mit der die Empfängerflächen angesät werden können.

Schritte der Renaturierung

1. Mahdgutübertragung

Oberflächliche Bodenbearbeitung zur Vorbereitung eines geeigneten Saatbetts small
Beerntung der Spenderfläche mit Traktor und Ladewagen
Anwalzen des Spendermaterials

Video Ablauf Mahdgutübertragung

2. Übertragung Samenmaterial

Beerntung einer Spenderfläche mit dem Seedharvester
Direkt geerntete Wiesenmischung, bereit zur Aussaat
Aussaat auf der Empfängerfläche per Hand im Herbst oder Frühling

Entwicklung der Empfängerfläche nach einer Mahdgutübertragung im Warkdall in Feulen

Herbst 2013, einige Wochen nach der Mahdgutübertragung
2018, fünf Jahre nach der Renaturierung
2021, acht Jahre nach der Renaturierung
2023, zehn Jahre nach der Renaturierung

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