Leichte Erholung nach schweren Verlusten: um die Steinkauz-Populationen in Luxemburg zu stärken hat SICONA ein spezielles Schutzprogramm entworfen.

Leichte Erholung nach schweren Verlusten

Seit 1999 arbeitet SICONA an seinem Steinkauzschutzprojekt.

Um die Steinkauz-Populationen in Luxemburg zu stärken hat SICONA ein spezielles Schutzprogramm entworfen, welches unter anderem folgende Maßnahmen beinhaltet:

  • Anbringen von speziellen, Räuber-sicheren Brutkästen in Obstwiesen, Einzelbäumen und an Gebäuden
  • Öffnung von Zugängen zu geeigneten Gebäudenischen
  • Pflege und Erhalt von alten Hochstammobstbaum- und Kopfweidenbeständen
  • Neupflanzungen von Kopfweiden, Hochstammobstbäumen und Solitärbäumen

Die praktischen Maßnahmen waren dabei immer von einem wissenschaftlichen Monitoring zur Erfolgskontrolle begleitet.
Nach einer Initialerfassung des Steinkauzbestandes in einem bestimmten Gebiet wird die Entwicklung der Population weiterverfolgt, aber auch die Ausbreitung der Tiere und Abwanderungsbewegungen werden erfasst. Dazu werden die Jungvögel im späten Frühjahr in Kooperation mit der Centrale Ornitologique beringt und jährlich werden Steinkauzrufkontrollen durchgeführt, bei der die Präsenz der Tiere überprüft wird.
Leider gibt es keine systematischen, älteren Erfassungen der Steinkauzpopulation in Luxemburg, so dass ein genauer Vergleich mit alten Daten unmöglich ist. Hulten & Wassenich schätzten 1962 den landesweiten Steinkauzbestand auf 3 400 bis 4 200 Paare, das heißt etwa 1,5 Brutpaare/km2. Diese Schätzungen beruhen auf Stichproben, auch aus der SICONA-Region.


Entwicklung des Steinkauzbestandes im Südwesten und Zentrum Luxemburgs von 2008 bis 2022

Präzisere Angaben liegen für den Zeitraum von 1975 bis 1981 vor, als systematische Daten für den luxemburger Brutvogelatlass gesammelt wurden. Damals wurden in den SICONA-Gemeinden Bartringen, Bettemburg, Dippach, Garnich, Kehlen, Küntzig, Mamer, Monnerich, Petingen und Reckingen/Mess insgesamt 52 Steinkauzreviere festgestellt. Verschiedene Gemeinden wurden allerdings nur teilweise untersucht. In den Gemeinden Kopstal, Leudelingen, Niederkerschen und Strassen wurden in diesem Zeitraum keine Reviere erfasst. Der Gesamtbestand der 14 genannten Gemeinden lag also mit Sicherheit deutlich über 50 Brutpaaren

Bestandsentwicklung weiterhin kritisch

Bei Projektbeginn stand der Steinkauz in der Roten Liste der Luxemburger Brutvögel in der Kategorie „vom Aussterben bedroht“. Das Artenschutzprojekt hat anschließend zu einer leichten Erholung geführt, so dass der kleine Kauz heute als „stark gefährdet“ eingestuft ist.

Die grafische Übersicht der Bestandsentwicklung seit Projektbeginn zeigt die Entwicklung seit 2008. Zwischen 2000 und 2007 stagnierte die Zahl der Bruten immer nur um 6, erst 2008 begannen die Bestände zu steigen. 2012 wurde ein Maximum von 27 Bruten nachgewiesen. Der anschließende Rückgang der Bruten ist durch den schneereichen Winter 2012/2013 bedingt, der zu einer starken Verschlechterung des Nahrungsverfügbarkeit für den Steinkauz führte. 2021 wurden erstmals wieder 27 Bruten in der SICONA Region festgestellt und auch die Zahl der beringten Jungvögel lag mit 86 deutlich über den Zahlen der Jahre 2013 bis 2020. Im laufenden Jahr ging die Anzahl der Bruten leider um knapp 20 % zurück, v.a. aber wird die Anzahl der ausgeflogenen Jungvögel nur etwa 50 % des Niveaus vom Vorjahr erreichen.

Ursachen des Rückgangs im Jahr 2022

Bestandsschwankungen sind in der Natur nichts Ungewöhnliches. In verschiedenen Jahren sind z. B. wenig Mäuse in der Landschaft, entsprechend gering ist dann oft der Bruterfolg von Eulen. Allerdings werden diese natürlichen Faktoren in den SICONA-Gemeinden nachweislich von menschengemachten Aktivitäten überlagert: In zwei Fällen wurden z. B. vom Steinkauz besetzte Brutröhren zerstört, so dass die Käuze nicht mehr brüten konnten. In anderen Revieren wurden bisherige Viehweiden aufgegeben oder mit so einer geringen Anzahl an Rindern beweidet, dass in der Brutzeit Flächen mit niedriger Vegetation fehlen und er vorhandene Beutetiere nicht mehr sieht und erbeuten kann. Hier werden wir in den nächsten Jahren sehen, ob diese Weiden definitiv aufgegeben werden oder nicht, respektiv ob es vielleicht gelingt Landwirte für eine Wiederaufnahmen der Beweidung zu gewinnen. Hiervon wird das Überleben des Steinkauzes und vieler weiterer Arten bei uns abhängen.

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